Wanderweg Nr. 2
Beginn dieser Strecke ist die herrliche Wallfahrtskirche „Herrgottsruh“.
Entlang der Südmauer des Friedhofs führt die geteerte Straße nach Heimathausen (bis hierher gleicher Verlauf wie Routen 1, 2 und 10), dann weiter zum Weiler Rettenberg.
Die Abzweigung in nördlicher Richtung bringt uns zum Rettenberger St. Georgs-Kirchlein. Auf einem burgstall-ähnlichen Hügel errichtet, ist es wohl eine wessobrunner Gründung des 8./9. Jahrhunderts mit einem recht altertümlichen Grundriss. Der jetzige Bau stammt aus dem 13. und 16. Jahrhundert. In der heute schmucklosen Kirche steht in der Südost-Ecke des Chores eingemauert der sogenannte „Mehlsack“, eine zweifelsohne römische Kalkstein Spolie.
Die Sage erzählt: Zur Zeit einer Hungersnot kam eine alte Frau nach Rettenberg und bettelte bei einer Bäuerin für ihre hungernden Kinder um Brot. Die hartherzige Bäuerin aber, die gerade einen vollen Sack Mehl zum Backen entnahm, wies sie ab: „Wir haben keines mehr!“ Da flehte die arme Frau: „So gebt mir wenigstens von eurem Mehl!“ – „Das brauche ich selbst! Macht, dass ihr fortkommt!“ erwiderte die geizige Bäuerin. Da weinte die arme Alte. Doch dann rief sie in bitterem Zorn: „Du hartes, geiziges Weib! Ich wollte, das Mehl in deinem Sack würde zu Stein!“ Und siehe, kaum war das Wort gesprochen, so gewahrte die Bäuerin mit Schrecken, dass der Sack mit dem Mehl in Stein verwandelt war (nach F. Schuck).
Nach einer weiteren Sage soll der Hof des Mehlbauern auf den Kellergewölben einer alten Bürg errichtet sein. Ihr Besitzer, der sagenhafte Ritter Konrad, habe ein lasterhaftes Leben geführt. Nachdem er sogar ein Pakt mit dem Teufel eingegangen war, sei die Burg langsam verfallen und schließlich abgebrannt. Den Ritter Konrad aber soll man in den Kellergewölben mit umgedrehtem Hals aufgefunden haben.
Nördlich der Kirche öffnete sich ein Fruchtbarer Talgrund. An seiner Nordseite nimmt uns ein schattiger Nadelwald, das Friedberger Ödholz, auf. Im Wald stoßen wir nach 10 Minuten auf einen Hochweg (Route 10), in den wir westwärts einbiegen. Wir bleiben auf diesem Weg bis zum Waldrand. Nach dem dunklen Fichtenbestand des letzten Waldstückes überrascht uns der lichte Ausblick auf Friedberg. Auf der Höhe wandern wir westwärts am Waldsaum entlang, bis wir nach etwa hundert Metern den schönsten Rundblick haben. Wir zählen von Nordwesten nach Süden ein dutzend Türme: Den Wasserturm von Derching, das kleine Zwieberltürmchen von Oberzell, St. Radegundis von Wulfertshausen, den Wasserturm von Friedberg, Schlossturm und knapp vor dem Turm der Stadtpfarrkirche versteckt den Rathausturm, Herrgottsruh, Pallottikirche, St. Bernhard von Kissing und zwischen den Wäldern die Kirchturmspitze von Ottmaring.
Dann geht es zwischen Feldern durch einen Hohlweg mit duftenden Thymianpolstern, Weinberglauch und Sonnenröschen hinunter nach Ottoried, einem bereits 1270 als Attenriede überlieferten Einödhof. Wir überqueren den Hofplatz und biegen in das Sträßchen nach Süden ein.
Vorbei an zwei Gänseweihern erreichen wir über die steilen Fuchsloch-Höhen nach der Kläranlage Friedberg-Ost wieder die Heimatshauser Straße. Westwärts kommen wir wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung.